Weihnachten verbindet
Zwischen Schneefeldern fahre ich durch den Landkreis. Es ist Heiligabend. Das Radio spielt „Driving Home For Christmas“. Ein Stapel Weihnachtskarten liegt auf dem Beifahrersitz. Eine alte Tradition aus der Zeit vor der Geburt unserer Tochter. Weihnachten lebt von Traditionen. Das Fest der Liebe seit Jahrhunderten.
Kein anderes Fest verbindet Jung und Alt in christlich geprägten Breitengraden dermaßen eng wie Weihnachten. Erwachsene verbinden mit dem Fest oft eigene Kindheitserinnerungen. Großeltern wollen ihre Enkelkinder betüddeln. Für Kinder ist es ohnehin das Jahreshighlight. Ob Familie oder Freunde, alle wollen ihre Lieben verwöhnen und selber in den eigenen guten Erinnerungen schwelgen.
Dabei entwickelt jede Familie ihre eigenen Rituale zu Weihnachten. Aus zwei mach eins. So bringt die eine Hälfte den Kartoffelsalat an den Festtisch, die andere Hälfte den besonderen Tannenbaumschmuck. Zu guter Letzt finden sich noch neue gemeinsame Herzenswünsche für diese besondere Zeit. Eine Weihnachtsbowle, ein bunter Keksteller, ein Allerlei, in dem alle versuchen, ihre Herzenswünsche zu erfüllen.
Einmal im Jahr
All das könnten wir auch so haben. An 365 Tagen im Jahr. Wir legen dafür aber hunderte oder teils tausende Kilometer zurück. Was macht Weihnachten so besonders für uns alle? Wir kehren heim zu unseren Herzenswünschen und zu unserer Kindheit, als die Zeit noch nicht von einem Hetzen durch die Vorweihnachtszeit geprägt war. Als unsere Eltern Zeit hatten, Playmobil- und Lego-Packungen auszupacken, in Kleinstarbeit aufzubauen und wir dann tagelang gemeinsam neue Geschichten für die neuen Spielsachen erfanden.
Weihnachten bringt uns zurück in einen geschützten Raum unserer Kindheit. Unsere Sehnsucht nach Harmonie, Frieden und Liebe sucht diesen Raum. In der Krippe finden wir ihn. Wie groß ist unsere persönliche Krippe? Wie viel Platz haben wir für Altes und Neues? Wird es von Zeit zu Zeit zu eng? Was ist uns wichtig? Finden wir einen freien Raum zur Begegnung? An Weihnachten kann Begegnung zweierlei bedeuten.
Begegnung
Zum einen findet sich Begegnung in dem Baby wieder, das für Gottes unendliche Liebe an uns steht. Es liegt in unserer eigenen Krippe. Es steht für den Neuanfang. Jedes Jahr wieder. Nicht Silvester oder Fastenzeit. Nein, Weihnachten. Das Baby strahlt uns an. Es will mit uns wachsen. Unser Glaube und unsere Beziehung zu Gott und Jesus – das bedeutet aber auch die Begegnung mit uns selbst. Wo war ich, wo stehe ich, wo will ich hin? In meiner Krippe finde ich die Stabilität und Frieden. Auch hier ist nicht alles gut. Es zieht durch die Fenster und vielleicht hat das Dach einen kleinen Schaden. Aber ich kann mich darauf verlassen, dass die Pfeiler halten. Die Krippe steht noch ungeachtet der Zeit, die ich weg war. Immer wieder erhalte ich die Chance für Reparaturen. Gottes Hilfe ist mir gewiss. Vielleicht werde ich nie fertig, schließlich ist ja jedes Jahr wieder Weihnachten. Für Gott sind ich und meine Krippe perfekt. Hier fühle ich mich zu Hause.
Zum zweiten bedeutet Begegnung die Zeit mit den von uns geliebten Menschen. Der Dialog ermöglicht den Austausch von Wünschen und Perspektiven. Erwartungen aneinander lassen dagegen wenig Raum für Vielfältigkeit in der Krippe. Wie sehr freut sich die Tochter über ein fleischfreies Essen an Weihnachten und die Mutter darf erstmals nach 25 Jahren Weihnachtsbraten endlich wieder mit ihrem Mann vor dem Kamin das Glas Rotwein genießen anstatt Ofen und Gans zu bewachen. Neu anfangen.
In unseren Leben gibt es Menschen, zu denen bewusst oder unbewusst Funkstille herrscht. Auch hier kann Weihnachten ein Neuanfang sein. Wieder zueinander finden, eine gemeinsame Kommunikationsebene finden, vergeben und neu vertrauen. Neu anfangen.
Gemeinsam die Weihnachtskrippe aufzustellen, ermöglicht allen ihren persönlichen Platz in der Stillen Nacht zu finden. Eines scheint sicher: Herz und Liebe füreinander übertrifft immer Tradition am Fest der Liebe. Gott sagt ja zu uns. Immer und immer wieder – mit dem strahlenden Baby in unserer persönlichen Krippe.
Sebastian Peter
Eine Antwort
Gedanken, die zum Nachdenken anregen.
Nicht nur zur Weihnachtszeit.
Danke dafür.