Missbrauchswunden und der Segen der Liebe

Liebe lernen kann man meiner Ansicht nach nicht. Ich kann aber lernen, wie ich meinen Körper, insbesondere das Herz, bereitmachen, öffnen kann für die Liebe.
Dies möchte ich gerne an einer persönlichen Erfahrung der Liebe deutlich machen:

Der Missbrauch
In meiner Kindheit habe ich sexuellen Missbrauch durch meinen Vater erlebt. Meine Reaktion als Kind war, mich von meinem Körper und damit vom Geschehen abzuspalten, um überleben zu können. So habe ich die Erlebnisse einfach vergessen. Auf diese Weise konnte ich ein relativ normales Leben führen, eine stabile Partnerschaft aufbauen.
Irgendwann wählte ich den Beruf der Heilpraktikerin. Im Zuge der Ausbildung stieß ich auf viele Methoden, die mich wieder mit meinem Körper verbanden. Und dadurch kamen Erinnerungen an die Geschehnisse meiner Kindheit hervor.
Es dauerte eine Weile, bis ich gelernt hatte, meinen Erinnerungen zu vertrauen und sie als Wahrheit zu betrachten. Schließlich brachte ich den Mut auf, meinen Vater darauf anzusprechen und hatte das große Glück, dass er nichts dementierte, sondern sich zu seinem Tun bekennen konnte.
Als ich einige Jahre später mit meinem ersten Kind schwanger war, spürte ich die Notwendigkeit, den Rest der Familie über meine Missbrauchserfahrungen aufzuklären. Damit wollte ich den Weg ebnen, dass mein Kind Kontakt zum Großvater haben kann, aber auch vor möglichen Übergriffen durch ihn geschützt ist.
Dabei kristallisierte sich heraus, dass meine beiden Geschwister ebensolche Erfahrungen mit meinem Vater gemacht hatten. Es führte aber auch dazu, dass wir als Familie einige Therapiesitzungen machen konnten, die einen Grundstein für die individuelle Aufarbeitung legten.
Einige Jahre später, als ich mich gerade in einer Gruppentherapie zum Missbrauchsthema befand, erkrankte mein Vater an Krebs, und anfangs war noch unklar, ob es bereits Metastasen gab. Ich war zu dieser Zeit durch die Therapie gerade an meiner Wut auf meinen Vater angelangt – über das, was er mir angetan hatte. Ich wünschte mir, dass er sehr krank sein und recht bald sterben würde, damit wir endlich erlöst sein können …

Wahrheit und Heilung
Es kam anders: Nach einer Operation war er wieder gesund und munter.
In der Zwischenzeit gingen meine Therapie, meine Selbstfindung und mein Heilungsweg weiter. Unter anderem stieß ich auf Bücher mit Osho-Diskursen. Darin fand ich so viel Wahrheit und Heilung für mich und Anregungen für Meditationen. Das brachte mich ganz große Schritte voran. Ich habe Osho niemals lebendig erlebt, doch seine Worte zu lesen, fühlt sich für mich an, als sei ich lebendig mit ihm in Kontakt.
Seine Worte sind Seelennahrung für mich. Selbst wenn ich seine Bücher mehrmals lese, nähren sie mich immer wieder aufs Neue. Das habe ich mit anderen Büchern bisher noch nie in dieser Intensität erlebt.

Herzöffnung
Ich besuchte viele Kurse, in denen erstaunlich oft auch Methoden/Meditationen von Osho angewendet wurden. Das ging für mich ganz tief und brachte stockende Energien zum Fließen.
In einem Kurs lernte ich als weiteren Begleiter die Körperübungen „Die fünf Tibeter“ kennen, die mir bis heute körperliche Kraft und seelische Energie liefern. Die Jahrestagungen des Fünf Tibeter-Dachverbandes fanden unter dem Motto: „Herzen öffnen, Horizonte erweitern“ statt. Und tatsächlich fühlte ich, wie sich mein Herz durch kontinuierliches „Üben“ auf dieser Ebene zunehmend für all das öffnete, was mir auf dieser Welt, in diesem Leben begegnet war – für all das Gute, aber auch für all das Schlechte.

Neu entdeckte Liebe
Als mein Vater einige Jahre später erneut an Krebs erkrankte, spürte ich beim Besuch im Krankenhaus, wie sich mein Herz in tiefer Liebe für ihn öffnete. Auch dieses Mal konnte er geheilt werden, und ich war glücklich, auf diese Weise Zeit geschenkt bekommen zu haben, die neu entdeckte Liebe für ihn leben zu können.
Das ist nun über zwanzig Jahre her. Mein Vater feierte seinen 90. Geburtstag, und es machte mich glücklich, ihm liebevoll ein Fest mit Freunden und Verwandten gestalten zu können. Inzwischen ist er mit 95 Jahren verstorben, und ich konnte ihm noch in vielen Begegnungen glückliche Stunden bereiten.
Immer wieder freue ich mich darüber, dass mein Herz sich öffnen konnte, die Liebe dort Einzug halten durfte. Sehr häufig darf ich wahrnehmen, dass die Liebe in mir so stark geworden ist, dass mich die Anfechtungen des Lebens nur noch ganz selten in Emotionen wie Angst, Wut oder Hass bringen können. Wenn es doch einmal geschieht, dass mein Herz sich zusammenzieht, für die Liebe dort plötzlich kein Raum mehr ist, erinnere ich mich meist sehr bald daran, mit welcher Methode ich mich wieder mit meiner inneren Quelle verbinden kann, um das Herz erneut zu weiten, es zu öffnen und wieder bereit für die Liebe zu machen.

Abschließend möchte ich nochmals sagen: Ich habe nicht die Liebe gelernt, sondern ich habe gelernt, wie ich mich für die Liebe öffnen kann. Für mich ist Liebe eine sehr kraftvolle Energie. Ich kann nur lernen, mich einer Energie hinzugeben, mich ihr zu öffnen, jedoch kann ich nicht die Energie selbst erlernen –  sie ist ja schon da.
Hierzu ein Gedicht, das in meinem Reifungsprozess entstanden ist:

Flutwelle der Liebe
Es gab ein Beben im Ozean der Liebe.
Die Erschütterung war kraftvoll, doch auch verbunden mit Angst.
Als die Angst schwindet, nahen die Folgen des Bebens.
Mit immenser Kraft durchflutet die Liebe mein Herz.
Sie nimmt alles mit, was nicht dorthin gehört.
Übrig bleibt Weite, Wärme,
Glückseligkeit, Leere und Stille.

Ulrike Mönkemöller
http://www.naturheilpraxis-mönkemöller.de
Ich arbeite seit über 27 Jahren als Heilpraktikerin in eigener Praxis. Mit Methoden, wie beispielsweise Systemische Aufstellungen, Inka-Energietechniken und „EHZUM“® (Energetische Heilung der Zellen Ulrike Mönkemöller), begleite ich Menschen aus Traumatisierungen hinaus ins geöffnete Herz und in die Liebe.

2 Antworten

  1. Ulrike, ich kann deinem Beitrag entnehmen, dass du viel Stärke besitzt. Es verwundert mich, da es doch viel Kraft verlangt, sich so vergebend zu öffnen. Natürlich bist du damit einen langen Weg gegangen und hast dich immer neu gefordert. Du schenkst mit deinem Beitrag anderen Mut an sich selbst zu arbeiten . Danke.

    1. Danke auch für Deine Antwort.❤️

      Es benötigte Kraft, zu mir selbst zu finden, die eigenen Schatten anzuschauen und zu verarbeiten.

      Als das geschafft war, ich mit mir selbst in bedingungsloser Liebe sein konnte, kam diese vergebende Liebe, ohne weitere Kraftanstrengung, als Geschenk des großen Ganzen.

      So habe ich das erfahren.

      Ich teile meine Erfahrung sehr gerne, auch um aufzuzeigen, dass es möglich ist, aus der Opferrolle in die Schöpferrolle zu wechseln, wenn ich es möchte.

      Herzliche Grüße zu Dir😘

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