Wie ein wilder Garten Gedanken über das Wachsen

Wenn ich an Wachstum denke, dann ist für mich Bewegung ein Teil davon. Laufen und neuerdings wieder Wandern sind Teile meines Lebens. Hier finde ich die Stille und den Freiraum zur Reflexion und Inspiration. Meine liebsten Touren starten Zuhause. Ich laufe am Rhumekanal entlang durch das Auenwäldchen und dann in den sommerlichen Fachberg. Wie im Leben geht es hoch und runter, Wege kreuzen sich. An dem Tag habe ich keine feste Route im Kopf. Eigentlich 90 Minuten Me-Time, doch die Gedanken an Familie, Job und aktuellen Geschehnissen fließen. Am Ende des Aufstieges eine Trinkpause. Ich stehe vor einer frischgepflügten Wiese oberhalb von Brunstein und spüre den Wunsch nach Wachstum – Gedanken und Ideen fruchtbar werden lassen.

Auf der Suche nach dem Wesentlichen

Ein Feld voller Möglichkeiten liegt vor mir. Eine genaue Vorstellung über die Aussaat habe ich noch nicht. Was ist mir aktuell wichtig? Was sind meine Bedürfnisse dahinter? Auf der Tour klingt das Hörbuch von John Strelecky „Big Five for Life“ in mir nach. Was sind die fünf zentralen Dinge in meinem Leben, die mich, wenn ich mich auf sie fokussiere, ausfüllen? Strelecky schreibt, wir können uns auf unserem Lebensfeld ausprobieren, andere bereits erfolgreiche Menschen fragen und uns begleiten lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Gott um unsere Qualitäten und Wünsche weiß. Im Dialog und Gebet mit Gott sortiere ich mich und finde Impulse, auch zu meinen Big Five. Kreativität ist von Kindheit an einer meiner 5 Lebensfelder. Ich sehe mich mit dem Kassettenrekorder Geschichten zu meinen Playmobil-Landschaften aufnehmen. Jahre später wurde aus einem Gast-Artikel in der Nortsicht die Redaktionsarbeit. Hier kann ich in den Austausch mit der Redaktion und den Lesern gehen. Aus dem Teilen entsteht Wachstum, neue Perspektiven fördern gegenseitig.

Mut für Verletzlichkeit

Ich laufe weiter, diesmal bergab. Gerodete Hänge und belastende Emotionen ziehen an mir vorbei. Ein Feedback zu einer meiner Arbeiten wirkt nach. Ich gehe auf Spurensuche und entdecke Wut über die Art und Weise meines Gegenübers, Ernüchterung über das Ergebnis, weil ich mir mehr erhofft hatte, und Hoffnung aus der Erkenntnis, was ich verändern kann. Nicht alle Gefühle hatten mit dem Feedback zu tun, das weiß ich. Wenn mir Themen unter die Haut gehen, dann ist es Zeit, Fragen zu stellen und mutig zu sein. Insbesondere wenn unsere Lebensfelder in Flammen stehen: Krisen in Familien oder Freundeskreis, Sackgasse im Job oder wenn der Körper verzagt. Die Missernten fordern uns heraus. Wenn der Boden gelitten hat, braucht es andere Saaten oder auch Brachzeit, in der neuer Lebensraum entstehen kann. In den Psalmen heißt es „wer die Saat mit Tränen aussät, wird voller Freude die Ernte einbringen.“ Die Gefühle bringe ich vor Gott. Ich bin dankbar, auch für die Menschen an meiner Seite. Mit meinem Glauben im Gepäck und Gottes Liebe kann ich mich trauen, Verletzungen zu betrauern und zu bedauern. Nach und nach gewinne ich an Weite und kann aus der Situation über Empathie für mein Gegenüber und mich emotional herauswachsen. Am Wegesrand sehe ich Löwenzahn. Wussten Sie, dass sich ein Löwenzahn aus der Erde an den „Lebens“-Steinen und Widerständen hochzieht?

Jenseits von Richtig und Falsch

Am Ende meines Laufes sehe ich das kahle Feld vor mir. Fünf Jahre später. Ein wilder Garten. Eine Streuobstwiese mit vielen Gräsern und Blumen. In der Mitte ist eine Hängematte für Stille und Rast gespannt. Ein Ort jenseits von Richtig und Falsch, wie es der persische Dichter und Mystiker Rumi im 13. Jhd. schrieb. Ich erkenne, dass es für die Vielfältigkeit in meinem Leben unterschiedliche Elemente braucht. Wie wichtig mir die Verbindung miteinander ist – sehen und gesehen werden. So sehr ich mir die Leichtigkeit und Freude wünschen. Manchmal fehlt noch etwas. Der Dünger aus den Rückschlägen, die verbrannte Erde als Neuanfang oder der Frieden mit der Vergangenheit. Durstig leere ich meine Wasserflasche und komme mit meinen Erkenntnissen neu an. Gottes Liebe begleitet mich und hilft mir zu wachsen. Immerdar

Sebastian Peter

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